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- Mobility
Blaue Blitzer, die nicht blitzen? So funktioniert die Lkw-Maut
Digitalisierung spielt auch im Straßenverkehr eine wichtige Rolle. Jenoptik geht in die digitale Zukunft der Mautkontrolle und setzt mit ihrer Lösung neue Maßstäbe.
, Cornelia Ehrler
Knapp vier Meter hoch, blau-grün lackiert und mit vier Sensorenfenstern versehen: An den Straßenrändern der deutschen Bundesstraßen sind auffällige Kontrollsäulen zu sehen. Neue Messgeräte zur Geschwindigkeitskontrolle? Nein, denn sie messen nicht die Geschwindigkeit, sondern überprüfen die Gewichtsklassen der Fahrzeuge. Die blauen Säulen überprüfen seit 1. Juli 2018 die Lkw-Maut in Deutschland. Das farbige Design soll den Verkehrsteilnehmern den Unterschied zu den herkömmlichen Blitzern signalisieren. Oftmals verwechseln Fahrer dennoch die neuen Mautkontrollgeräte mit den Systemen zur Geschwindigkeitsüberwachung. Hält man sich jedoch an das vorgeschriebene Tempolimit, muss man auch hier nicht unerwartet und plötzlich abbremsen.
Zur Kontrolle der Lkw-Maut auf deutschen Bundesstraßen sind die Systeme vom Mautbetreiber Toll Collect im Einsatz. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur beauftragte Toll Collect mit der technischen Ausführung der Mautanlagen für die Erhebung und Kontrolle der Gebühr. Ein Partner für die technische Entwicklung der sogenannten Toll Enforcement Tower war dabei Jenoptik.
Auf Bundesstraßen sind nur Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mautpflichtig. Die sogenannte On-Board-Unit (OBU), die in den Lkw eingebaut ist, überprüft in den Fahrzeugen, ob diese bereits Maut entrichtet haben, und zeigt während der Fahrt die Achsenzahl und das Gewicht des Fahrzeugs an.
Zur Überprüfung der Lkw-Maut wird eine fortschrittliche Technologie genutzt. Beim Vorbeifahren eines Fahrzeuges kontrolliert das System in den Mautkontrollsäulen, ob dieses mautpflichtig ist und, falls ja, ob die Maut korrekt entrichtet wurde. Doch wie funktioniert das System für die Lkw-Maut genau? Wir erklären Ihnen die Technologie, die in den Mautkontrollsäulen steckt.
Wie funktioniert die Technik in den blauen Blitzern zur Kontrolle der Lkw-Maut?
Jenoptik bietet für die Systeme zur Kontrolle der Lkw-Maut eine einzigartige digitale Lösung und kombiniert dafür verschiedene Sensortechnologien. Gekoppelt werden Sensorsysteme zur Abstandsmessung mit Stereobildverarbeitung und Seitenkamera, die vorbeifahrende Lkw erfassen und klassifizieren. Damit ist erstmals eine Achsdetektion mittels Seitenkamera möglich.
Die Seitenkamera der Toll Enforcement Tower nimmt in enorm hoher Frequenz innerhalb einer Sekunde einzelne Abschnitte des vorbeifahrenden Fahrzeugs auf. Erzeugt werden daraus maßstabsgetreue und verzerrungsfreie Profilbilder. Das ermöglicht eine sofortige exakte Vermessung der Lkw-Dimensionen in Länge, Breite und Größe sowie eine zweifelsfreie Bestimmung der Achsanzahl, was für die genaue Einordnung in die Mauttabelle nötig ist. Denn die Maut wird nach Gewicht berechnet. Und je mehr Achsen ein Lkw hat, desto höher kann das Gewicht des Fahrzeugs mit Ladung sein.
Damit ist das Jenoptik-System in der Lage, die Mautpflicht von Lkw umgehend zu erfassen. Das System dokumentiert Mautverstöße mit hochauflösenden Bildern und übermittelt diese zum Zwecke einer späteren Ahndung an den Mautbetreiber Toll Collect. Um Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten zu können, bestand bei diesem Projekt eine enge Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Software-Entwicklern und Datenschützern.
Generell greift der Aufbau der Kontrollanlagen nur gering in die Umwelt ein. Aufgrund von Fertigbauteilen können sie unproblematisch und in kurzer Zeit non-invasiv seitlich an den Straßen aufgebaut und installiert werden. Ein Vorteil davon ist, dass nur kurzzeitige Straßensperrungen beim Aufbau anfallen. Ebenso ist der Eingriff in die Umwelt im Vergleich zum Bau von Brücken minimal, und die Mautanlagen fügen sich aufgrund ihres farblichen Designs besser in das ländliche Bild der Bundesstraßen.
Wird es neben der Lkw-Maut bald auch die blauen Blitzer für die Pkw-Maut in Deutschland geben?
Die Sensortechnologie von Jenoptik ist auch für künftige Einsatzszenarien im Straßenverkehr geeignet. Bereits seit mehreren Jahren ist neben der Lkw-Maut die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschland im Gespräch. Andere Länder weltweit haben diese seit langem im Einsatz.
Vorreiter ist die Stadt Singapur, die seit 1975 eine Pkw-Maut erhebt. Die Gebühr wird automatisch über Funksensoren abgerechnet. Ein weiteres Vorbild ist die Stadt London. Hier wird seit 2003 eine Innenstadtmaut erhoben, um Lärm und Luftverschmutzung zu verringern. Auch in Stockholm zeichnen seit einigen Jahren Kameras die Nummernschilder der Fahrzeuge zur Überprüfung der Maut auf. Als erste Stadt in den USA plant auch New York die Einführung einer Pkw-Maut in den kommenden Jahren. Ein genauer Starttermin der City-Maut ist derzeit noch jedoch unklar.
Die Mautkontrolltechnologie von Jenoptik ist ein Beispiel für das erfolgreiche Zusammenspiel von Marktexpertise, Software-Entwicklung und Hardware-Integration. Lassen auch Sie sich beraten für Ihre Lösung für mehr Verkehrssicherheit.
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Über Cornelia Ehrler
Cornelia Ehrler ist seit 2010 in der Unternehmenskommunikation von Jenoptik tätig, vorrangig für die externe Konzernkommunikation und Initiativen, mit denen sich Jenoptik zu einem fokussierten Photonik-Konzern weiterentwickelt. Als Pressereferentin für alle Jenoptik-Themen rund um die Verkehrssicherheit unterstützt sie die Division Smart Mobility Solutions in der Kommunikation zu Aufträgen und Projekten. Die studierte Anglistin hat ein Faible für englischsprachige Literatur und Kultur, dabei ganz besonders für den Celtic Fringe rund um die Irische See.