Historisches Mikroskop
Das Mikroskop von Carl Zeiss Jena mit der Seriennummer 57684 wurde am 20. Juni 1912 an Dr. R. Fritzsche in Schneeberg/Sachsen ausgeliefert.
Dieser Mikroskoptyp wurde 1898 eingeführt und berücksichtige auf bisher ungewohnte Weise technische und ergonomische Bedürfnisse seiner Anwender. Diese sehr frühe Form des „User Experience“ (UX)-Designs wurde Vorbild für zahllose weitere Mikroskopstative der Welt. Erstmals lagen die Bedienknöpfe für den Grob- und Feintrieb achsparallel, sodass diese auch bei langem Arbeiten bequem bedient werden konnten.
Während die typischen Mikroskopstative zuvor beim Anheben nur unter Belastung des Feintriebs bewegt werden konnten, kam bei diesem Mikroskopstativ ein vollkommen neues Konzept zur Anwendung: Die eigens dafür entworfene „Handhabe“ war so gestaltet, dass jeder das Mikroskop intuitiv zum Transport an eben diesem Griff in die Hände nahm. Dieser charakteristische Griff verlieh dem populären und über zwei Jahrzehnte unverändert gebautem Stativ den Spitznamen „Bierseidel“. Zahllose Wissenschaftler aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts haben sich mit dem ZEISS-Bierseidel fotografieren lassen.
Fast ausgestorbenes deutsches Wort: pröbeln
Im Lexikon steht pröbeln umschrieben mit „allerlei (erfolglose) Versuche anstellen“. Pröbeln war der Begriff für die Erarbeitung von Mikroskop-Objektiven, bevor diese berechnet werden konnten. Heute würde man „trial and error“ (Versuch und Irrtum) dazu sagen. Die Abbesche Formel machte dem „Pröbeln“ im Mikroskopiebau 1872 ein Ende.